Drei Gringos im Dschungel

 

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Heuer beschlossen wir, den Urlaub in Ecuador zu verbringen. In zwei Wochen alles zu sehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Daher wollten wir versuchen, so viel wie möglich zu erleben. Unter anderem auch ein Trip in den Dschungel. Relativ kurzfristig suchte ich etwas Passendes im Internet und kam auf eine Seite einer Sprachschule und Reiseagentur in Ecuador - Sintaxis.net. In der Hoffnung, dass alles funktioniert, überraschte mich eine Antwort auf Deutsch. David Zünd, ein freiwilliger Helfer aus der SChweiz, war mein Ansprechpartner. Er regelte alles für uns und stellte auch den Kontakt mit dem General Manager Enrique Guzman her.

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Endlich stand der Abflug vor der Türe. Aufgrund leichter Probleme beim buchen des Fluges ging der Flieger von Chri bereits um 6 Uhr früh von Wien nach Frankfurt. Toni und ich folgten um 8 Uhr nach. Von Frankfurt aus ging es mit dem gleichen Flieger nach Caracas in Venezuela. Mit ein wenig Stress und Orientierungslosigkeit suchten wir den Schalter mit den Tickets für den Weiterflug. Dort angekommen wurden wir bereits erwartet und weiter ging es zum Check-in, da der Flug bereits aufgerufen wurde. Naja. Dachten wir zumindest. Von der scheinbar richtigen Abflughalle wurden wir zu einer anderen geschickt, wo der Flieger jedoch auch nicht startete. Wir mussten sehr lange warten und bekamen sogar ein Gratisessen, da die Crew des Fliegers nicht zu finden war. Die Zeit kroch dahin und der Termin mit Enrique wegen den Formalitäten der Tour musste auf den nächsten Tag verschoben werden. Endlich war es dann so weit und wir drei konnten endlich in den Flieger. Total fertig versuchten wir, im unterkühlten Flieger etwas zu schlafen. Nach der Landung stand uns noch die Einreise mit Kontrolle bevor. Punkt Mitternacht Ortszeit schafften wir es endlich aus der Flughafenhalle und waren nun endlich in Ecuador.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Enrique, dem Chef von Sintaxis, und besprachen alle Einzelheiten der Tour. Anschliessend verabschiedeten wir uns und fuhren mit dem Taxi in die Altstadt von Quito. Dort wurde zuerst was zu essen gesucht, ehe die Stadt erkundet wurde. Da Samstag war, herrschte reges Treiben in den Strassen und Strassenmärkte hatten ihre Pforten geöffnet. Massen an Schuhen, T-Shirts und sogar Kühlschränke und Waschmaschinen (welche dazu auch noch von einem einzelnen Mann getragen werden). Weiters besuchten wir die Basilica del Voto Nacionale. Eine unvollendete Kathedrale, welche auf einem Hügel in Quito steht und von wo aus man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Durch ein Fenster kann man sogar eine Heiligenstatue sehen. Der Abend brach herein und somit auch der Hunger. "La Mariscal", ein kleines Zentrum für Touristen mit mehreren Bars, war ideal für unsere Bedürfnisse. Schliesslich überkam uns der Schlaf und das Bett im "Hotel Cayman" war unser letztes Ziel für den heutigen Abend.  3 gringos _ 2.jpg
 3 gringos _ 3.jpg Am nächsten Morgen packten wir nach dem Frühstück unsere Rucksäcke zusammen und nahmen nur einen Teil unseres Gepäcks mit. Unser Bus in Richtung Dschungel ging um elf Uhr in der Nacht. Die Zeit bis dahin verbrachten wir in "Mitad del Mundo", dem Äquator. Ein kleines Zentrum für Touristen, welche auf den beiden Erdhälften spazieren gehen wollen. Mit Restaurants, Bars und mehreren Auftritten von ortsbekannten Künstlern, wurde uns der Aufenthalt einfacher gemacht, da wir ja sowieso noch sehr lange Zeit hatten. Beim Mittagessen probierte ich eine Spezialität, "Cuy", bei uns als Meerschweinchen bekannt. Es war einmal eine andere Erfahrung, so etwas zu essen, aber es war gar nicht mal so schlecht. Am Abend fuhren wir wieder in die Stadt zurück und suchten eine Bar auf. Eigentlich wollten wir uns mit ein paar Bieren die Zeit vertreiben, aber am Sonntag gibt es in Ecuador keinen Alkohol. Verständnisvoll brachten wir auch die restlichen Stunden über die Runden und durften dann endlich in den richtigen Bus einsteigen. 8 Stunden Busfahrt standen uns bevor. Der Busfahrer versuchte jedoch sein Möglichstes, um einem die Reise so angenehm als möglich zu machen. Für Leute, welche dennoch einen leichten Schlaf haben, ist das nicht so einfach.
Am frühen Morgen erreichte der Bus "Lago Agrio", den Treffpunkt für den eigentlichen Start der Tour. In einem Hotel gab es Frühstück udn die Möglichkeit, sich etwas frisch zu machen. Nachdem mehrere von der Gruppe ankamen und sich stärkten, holte uns einer unserer Guides ab. Wir erfuhren, dass wir noch 2 Stunden Fahrt vor uns haben, es es dann wirklich in den Dschungel geht. Der Bus furh mit einem militärbedingten Stopp zum "Cuyabeno Nationalpark". Nach einer Stärkung ging es 28km auf dem Fluss zu unseren sogenannten Lodges. Auf der Fahrt dorthin bekam die Gruppe den Dschungel regelrecht auf dem Tablett präsentiert. Pflanzen, Affen, Fische, Delphine und vieles mehr. Wir kamen mit dem Fotografieren gar nicht nach und wunderten uns auch immer wieder, wie unser Guide Jairo das alles sah. Wir Österreicher waren in einer Gruppe mit einem Paar aus Australien, 2 Schweizer Freundinnen, einem Geschwisterpaar aus England und einer Alleinreisenden Engländerin. Der Bootfahrer hatte zwar immer ein Sonnenbrille auf (egal ob Tag oder Nacht), aber er brachte uns sicher von einem Punkt zum anderen.  3 gringos _ 4.jpg
 3 gringos _ 5.jpg In der Lodge angekommen bezogen wir unsere Zimmer. Da diese sehr natürlich gebaut wurden, kann es vorkommen, dass mal ein Frosch oder eine Spinne in der Dusche steht. Das ist aber nicht weiter schlimm und völlig ungefährlich. Anschliessend fuhren wir in die Lagune, wo wir Delfine beobachten konnten. Danach kam eine Abkühlung genau richtig - der Sprung in den kühlen Fluss. Bei der Heimfahrt erblickte unser Guide noch eine Schlange in der Dunkelheit. Das Abendessen wurde im offenen Speisesaal serviert. Es gimmer wieder gutes Essen von der Crew. Es waren mehrere Gruppen anwesend, welche jede ihren eigenen Guide hatte. Wir gingen alle relativ früh ins Bett, da wir etwas geschlaucht waren von diesem anstrengenden, langen Tag. Das Moskitonetz über dem Bett war auch relativ wichtig, zwar nicht für die Moskitos, mehr für die nächtlichen Besucher. Es war sehr sehr warm.
Der nächste Morgen, da nächste Abenteuer. Eine Tageswanderung durch den Dschungel stand auf dem Programm. Mit Gummistiefeln und Regenmänteln ausgestattet wurden wir im Dschungel ausgesetzt. Jairo schritt voran und erklärte uns die Entwicklung der Pflanzen und Bäume. Auch Jaguarspuren waren im feuchten Untergrund zu sehen. Der Nutzen einzelner Pflanzen und Tiere wurde uns vorgeführt, wie zum Beispiel Ameisen als natürlicher Moskitoschutz oder Rinde gegen Fieber. Der Ritt auf der Liane durfte natürlich auch nicht fehlen. Weiter ging die Wanderung über einen kleinen Sumpf, welcher schwerer zu durchqueren war als angenommen. Die Stiefel waren zum Glück hoch genug, um das Wasser und den Schlamm fernzuhalten. Ausser man konnte einmal das Gleichgewicht nicht halten oder der Stiefel war nicht ganz dicht. Kam sogar alles in unserer Gruppe vor. Im Urwald merkten wir gar nicht, dass es stark regnete. Erst als wir zur Lichtung kamen, zogen wir uns rasch den Regenschutz über.  3 gringos _ 6.jpg
 3 gringos _ 7.jpg Die Stimmung war durch den Regen nicht getrübt, da es anschliessend zum Piranha fischen ging. Der Regen hörte auch auf, doch das Glück war der Gruppe nicht so hold und so fütterten wir die Fische nur, anstelle sie zu fangen. Die Gefangenen wurden anschliessend wieder ins Wasser zurück geworfen. Die Dunkelheit brach herein udn wir bereiteten uns auf die Nachtwanderung durch den Dschungel vor. Teilweise mit Taschenlampen ausgestattet spazierten wir respektvoll dicht hintereinander durch den Wald. Verschiedene, noch nie zuvor gesehen Käfer und Spinnen konnten wir mehr oder weniger früh erblicken. Der Australier war sogar so mutig, sich eine Spinne ins Gesicht setzen zu lassen. Weiter ging die Wanderung quer durch den Dschungel, begleitet von fremden Geräuschen. Respektvoll und doch etwas ängstlich schritten wir voran, bis uns eine Entdeckung von Jairo doch verstummen liess. Da sass doch tatsächlich eine Bananenspinne 2 Meter von uns entfernt. Das ist eine der gefährlichsten Spinnen, die es gibt. Nach mehreren Fotos beendeten wir die Nachtwanderung und fuhren zurück ins Camp, wo wir einen Caymanen inmitten der Lodge antrafen. Auch eine Tarantel lief umher, welche von einigen Mutigen sogar aufgehoben wurde (fühlt sich etwas kuschelig an). Nach dem Essen sassen wir noch kurz beisammen, ehe die Gruppe schlafen ging.
Am nächsten Morgen fuhren wir zu einem Dorf von Einheimischen, ein paar Kilometer von der Lodge entfernt, noch tiefer in den Dschungel hinein. Dort angekommen wurden zuerst ein paar Zielübungen mit einem übergrossen Blasrohr auf eine Frucht gemacht und mit dem Hausaffen "Nacho" gespielt. Erfolglos folgten wir einer Einwohnerin, welche uns zeigte, wie dort ein "Brot" gebacken wird. Nach der Ernte einer Wurzel säuberte sie diese in der Backstube, welche dort eine Hütte mit vier undichten Wänden aus Holzlatten ist. Die Wurzel wurde zerrieben und der Saft in einen Topf gepresst (daraus wird später eine Suppe zubereitet). Der Rest wurde ohne Zusätze auf offenem Feuer gebacken udn mit Marmelade oder Thunfisch gekostet und siehe da; es schmeckte sehr gut. Nach der kleinen Stärkung verliessen wir das Dorf wieder und assen unser mitgebrachtes Essen auf dem Fluss, etwas abgeschirmt von den Bäumen.  3 gringos _ 8.jpg
 3 gringos _ 9.jpg Weiter ging die Fahrt zu einem anderen Dorf, in welchem unser Guide Jairo aufgewachsen ist. Dort sollten wir einen Schamanen treffen. Aufgrund des regen Andrangs mussten wir noch ein paar Minuten warten. Dann war es soweit. Ohne Schuhe betrat die Gruppe den Raum, wo wir den Schamanen antraffen. Jairo übersetzte für uns den Werdegang und die Entwicklung des Schamanen. Danach wollte uns dieser ein Ritual vorführen. Es wurde an einer Schweizerin vorgezeigt. Diese durfte vor dem Schamanen Platz nehmen und er wischte die schlechte Energie von ihr heraus. Sie könne danach sehr müde werden, meinte der Schamane (zurück in der Lodge schlief sie erst mal eine Runde).

Danach fuhren wir wieder in die Lodge zurück. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal schwimmen und konnten den Sonnenuntergang beobachten. Wir liessen den letzten Abend gemeinsam bei ein paar Getränken und viel Spass ausklingen. Kurz vor der Bettruhe sagte uns Jairo, dass am nächsten Morgen noch eine Vogelbeobachtung auf dem Programm stehe. Nach einer kurzen Nacht trafen wir uns zeitig in der Früh beim Boot und drehten eine Runde. Wir konnten mehrere Vögel beobachten und trafen auch noch auf die kleinen Affen, welche wir jeden Tag sehen konnten.

Es war eine schöne, unvergessliche Zeit, welche sehr schnell verging. Diese Eindrücke sind einfach unvergesslich.

Mit dem Boot zurück bei der Strassen von Cuyabeno Park verluden wir unser Gepäck im Bus und traten die weitere Heimreise zurück nach Lago Agrio, wo wir mit ein paar anderen von unserer Gruppe einen Bus nach Quito nahmen, an. Nach zwei Kontrollen von Militär und Polizei kamen wir früher als erwartet in Quito an und spazierten zurück zum Hotel. Die Zimmer bezogen und alles verstaut gingen wir noch eine Kleinigkeit essen. Anschliessend gingen wir zu Bett, wo wir den Trip in den Dschungel Revue passieren liessen...

An dieser Stelle möchte ich mich in meinem Namen und in derer meiner Freunde beim Team von Samona bedanken. Besonders bei Jairo, unserem Guide. Und auch bei der wirklich sehr guten Küchen-Mannschaft. Zum grössten Dank sind wir aber David Zünd und Enrique Guzman verpflichtet, welche uns den Trip in den Dschungel erst ermöglicht haben. Danke vielmals, es war grossartig!

(Wie es mit den drei Gringos weitergeht, können Sie auf www.rover-gm.at nachlesen.)

Josef Handler

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